Counter-Strike von der US Army entwickelt?

Es ist kein Geheimnis, dass gerade konservative Politiker oft wenig für actionbetonte Computerspiele übrig haben. In die Reihe der Spielehasser gehört wohl nach Ansicht vieler Zocker auch der CSU-Politiker Günther Beckstein. Dieser sorgt jetzt wieder durch polemische Aussagen für Aufsehen.

Gegenüber der Nürnberger Zeitung äußerte sich Beckstein erneut äußerst kritisch über bestimmte Actionspiele, insbesondere First-Person-Shooter. Er bezeichnete diese, wie in Kreisen seiner Partei oft üblich, abwertend als “Killerspiele” und erklärte umfassende Verbote für wünschenswert.

Dabei jedoch mussten diejenigen, die in der Materie bewandert sind, einmal mehr an der fachlichen Kompetenz des Politikers zweifeln. So sagte er: “Das Spiel Counter-Strike wurde von der US-Army entwickelt, um die Gewaltschwelle bei den Soldaten herabzusetzen. Derartige Spiele gehören nicht nur zensiert, sondern verboten”. Wie Fans des zehn Jahre alten Taktik-Shooters wissen, wurde Counter-Strike jedoch nicht von der US Army, sondern von Hobby-Entwicklern als Mod für das Spiel Half-Life entwickelt. Später übernahm Publisher Valve die Weiterentwicklung und Verbreitung - eine normale kommerzielle Spielefirma ohne Verbindungen zum Militär.

Womöglich hat Beckstein in seiner Kritik Counter-Strike mit dem in Deutschland weniger populären Spiel America’s Army verwechselt. Dieses nämlich wurde tatsächlich von der US-Armee entwickelt. Ziel war allerdings nicht, “die Gewaltschwelle herabzusetzen”, sondern junge Menschen für das Militär zu begeistern. Zu diesem Zweck wurde das Spiel Counter-Strike, Killerspielekostenlos verteilt. Wurde America’s Army bei Soldaten eingesetzt, standen eher Taktik und schnelles Reagieren auf dem Lehrplan als der Versuch, das Töten realer Gegner “einfacher” zu machen. Das, so versicherten Militär-Angehörige immer wieder, würde auch gar nicht funktionieren.

Neben dem Spieleverbot forderte Beckstein auch eine bessere Gewaltprävention an Schulen, um der Eskalation körperlicher Auseinandersetzungen vorzubeugen. Das zumindest dürften auch Fachleute für eine sinnvolle Maßnahme halten. (Annika Kremer)